
An einer Wasserstelle begegneten einander der Bär und der Drache. Der Bär schöpfte gerade einen Eimer Wasser aus dem Brunnen, als er den Drachen bemerkte. Er saß im Schatten eines Baumes. Sie grüßten einander freundlich.
„Soll ich Dir Wasser bringen?“, eröffnete der Bär das Gespräch.
Denn es war ein heißer Tag.
„Nein, danke.“, lehnte der Drache das Angebot ab, obwohl man ihm ansah, dass er unter der Hitze litt. Der Bär ließ das Wasser in großen Schlucken durch seine Kehle rinnen.
Nachdem er sich erfrischt hatte, bot er dem Drachen noch einmal an, den Eimer mit ihm zu teilen. Der Drache blieb bei seiner Entscheidung.
„Ich vertraue diesem Brunnen nicht.“, begründete er seine Ablehnung.
Immer wenn ich daraus getrunken habe, ist es mir übel ergangen.“
Der Bär überlegte kurz. Dann setzte er sich den Eimer wieder an den Mund.
Als er ihn leer getrunken hatte, wischte er sich mit der Pranke die feuchten Lippen trocken.
„Ich schmecke kein Gift darin.“, versuchte er, die Angst des Drachen zu zerstreuen.
„Es wirkt oft erst Wochen hinterher.“, erklärte ihm der Drache.
Der Bär lächelte.
„Ich verlasse mich allein auf meinen Geschmack .“, sagte er und zwinkerte mit den Augen.
„Er hat mich noch nie betrogen.“.
Der Drache wandte den Blick ab. Die Erfahrung, die er gemacht hatte, ließ ihn lieber durstig bleiben.
Lange saß er dem Bären stumm gegenüber.
„Ich rieche immer noch das Gift, das die anderen in dem Brunnen zurückgelassen haben.“, brach er schließlich sein Schweigen.
Eher wollte er verdursten, als noch einmal daran zu leiden.
Der Bär hätte seiner Wege ziehen und den Drachen seinem Schicksal überlassen können. Aber weil er Gefallen gefunden hatte an Ihm, bot er seine Hilfe an.
„Ich trinke solange aus dem Brunnen, bis Du das Vertrauen zurückgewinnst.
Der Drache blickte den Bären mit großen Augen an.
„Das kann lange dauern.“, lautete seine Antwort.
„Ich habe einen großen Durst und viel Zeit.“, grinste der Bär und schöpfte einen neuen Eimer aus dem Brunnen.
ENDE.